Damian Müller | Ständerat

Ein Liebeslied geht um die Welt

  • 21. September 2018
  • 3 min Lesezeit
  • Laudatio zu 100 Jahre Solothurnerlied

Am Freitag, 21. September 2018 durfte ich als Ständerat des Kantons Luzern die Laudatio zu 100 Jahre Solothurnerlied halten. Die Ehre kam mir zu, da der Luzerner Carl Robert Enzmann dieses wunderbare Lied geschrieben hat.

Laudatio zu 100 Jahre Solothurnerlied

Meine Laudatio:

Sie kennen sicher alle den berühmtesten Satz des wunderbaren Films „Casablanca“. Nein nicht „Schau mir in die Augen, Kleines“, den Humphrey Bogard alias Rick seiner Filmgeliebten Ilsa alias Lauren Bacall zuhauchte.

Der Satz, den ich meine, kommt auch von Rick, und er sagt ihn ganz am Schluss, als das Flugzeug mit Ilsa und Ihrem Mann in der Nebelnacht von Casablanca verschwindet zum französischen Polizeichef Louis Renaud. „Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“

Für mich persönlich hat diese Freundschaft zu Solothurn am 1. August begonnen. Ich durfte als Gastredner einige Gedanken zu unserem Land und seiner einzigartigen demokratischen Geschichte mit der Bevölkerung teilen. Ich bin sofort begeistert gewesen von dieser tollen Stadt. Und ich habe mir gesagt, dahin komme ich auf jeden Fall wieder zurück. Es gibt ja so viele Gelegenheiten, die Filmtage zum Beispiel oder die Literaturtage. Solothurn und Kultur, das passt zusammen.

Aber das es schon so bald sein würde, das hätte ich nun doch nicht gedacht. Und wissen Sie, wer schuld daran ist?

Es ist der Bischof. Nicht der Pirmin, einen eurer beiden Standesvertreter, neben dem ich zu sitzen die Ehre habe und mit dem ich seit gut drei einhalb Jahren immer wieder Mal die Klingen kreuze. Sie wissen, wir haben das Heu bekanntlich nicht auf der genau gleichen Bühne, auch wenn wir beide auf der bürgerlichen Seite politisieren.

Der Bischof, dem letztlich meine Anwesenheit an dieser frohen Veranstaltung geschuldet ist, weiss es nicht und kann es auch gar nicht wissen. Es ist Bischof Jakob Stammer, der einstige Vorsteher des Bisums Basel-Lugano.

Er hat – und jetzt kommt es – er hat 1913 den Schüpfheimer Vikar Karl Robert Enzmann an die St. Urseren Kathedrale geholt. Das ist übrigens die Kathedrale, in der einst ein bekannter Schweizer Botschafter seine amerikanische Schönheitskönigin zum Altar geführt hat. Was ihm zwar viel Aufsehen aber nicht besonders viel Glück gebracht hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der Vikar Enzmann war, wie wir gehört haben, wie der Bischof, diesmal meine ich wirklich meinen Ratskollegen Pirmin, ein begeisterter Fasnächtler. Und bekanntlich sind alle Fasnächtler auch Värslibrünzler.

Und so stehe ich also hier, weil der Bischof den Enzmann nach Solothurn geholt hat und der mit seiner musikalisch-textlichen Liebeserklärung an die Ambassadorenstadt den Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Solothurn und Luzern begründete. Ganz im Sinne der letzten Strophe, die Enzmann übrigens erst geschrieben hat, als er aus Solothurn versetzt worden war.

Das schöne an dieser Hymne ist ja, dass sie weder so martialisch herkommt wie etwa die Marseillaise oder die italienische Nationalhymne noch so tierisch ernst wie etwa das Tragend-Schwere des Schweizer Psalms. Vielleicht ist diese Leichtigkeit und dieses Selbstironische gerade der Grund, dass niemand auf die Idee kommt, das Solothurner Lied neu zu texten.

Nur, was die fünfte Strophe angeht, die mit der Politik, da könnte man sich schon eine gewisse Aktualisierung vorstellen. Wenn das der Pirmin Bischof übernähme, würde sozusagen die Kirche im Dorf bleiben.

Oder man bleibt bei der Lösung, die man auf Wikipedia findet: Man lässt die 5. Strophe einfach aus. Ganz salomonisch eben, oder auch wieder biblisch.

Meine Damen und Herren

Es ist ein tolles Erlebnis, wieder einmal unter Leuten zu sein, die nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sondern sich auch am Lustigen und Gefreuten freuen können, das dieses Leben auch bietet. Und das so schön in Ihrem Solothurner Lied beschrieben ist. Und das am Beginn einer wunderbaren Freundschaft steht.

In diesem Sinne; Herzlicher Dank für Ihre freundliche Einladung. Es hat mir grossen Spass gemacht, nach Solothurn zu kommen.

So rufe ich Ihnen nicht zu „s’isch immer so gsii“, sondern, „Uf dass es immer so bleibt.“