Damian Müller | Ständerat

Kraft, Köpfchen und Eleganz

  • 14. Juni 2019
  • 4 min Lesezeit
  • Vernetzte Welt

Brief aus Bern, von Damian Müller, Ständerat

Etwas vom Schönsten in meinem Politikerleben sind die Begegnungen mit den Mitbürgerinnen und Mitbürgern. So zum Beispiel am vorletzten Sonntag, als ich die Gelegenheit hatte, gleich zwei sportliche Highlights in unserer Region zu besuchen: Das Kantonale Schwingfest Willisau und die Ruder-EM auf dem Rotsee. Wenn ich an den langen Tischen bei Wurst und kühlem Getränk mit den Menschen zusammensitze, erfahre ich einerseits, wo der Schuh drückt. Andererseits erlebe ich aber auch, wie die Leute sich an Kraft, Köpfchen und Eleganz der Athletinnen und Athleten erfreuen und sich dafür begeistern.

Die Schwinger versuchen den richtigen Moment zu erspüren um unter Aufwendung der ganzen explosiven Schnellkraft, oft verbunden mit einem befreienden Schrei, den Gegner auf den Rücken zu legen. Ganz anders die Ruderer, die kraftvoll und regelmässig an ihren Riemen ziehen, fast unhörbar über das flache Wasser gleiten, allmählich den Rhythmus steigern, um dann mit letzter Kraft die Ziellinie zu überqueren.

Ob Schwingen oder Rudern, ob Schnellkraft oder Ausdauer: Hier wie dort braucht es Köpfchen und Gefühl, um den richtigen Moment zu erkennen, in denen der Gegner auch nur die kleinste Schwäche zeigt, um genau dann zu ziehen oder einen Schlag zuzulegen. Kraft allein macht keinen Sieger, es braucht immer auch den Kopf. Und wenn dann eine einheimische Person die richtige Dosis Kraft und Köpfchen findet und den Sieg holt, freut mich das natürlich besonders.

Die beiden Sportveranstaltungen haben aber noch etwas anderes gemeinsam. Die Rotseeregatta wie das Luzerner Kantonale gäbe es nicht, wären da nicht hunderte freiwillige Helferinnen und Helfer, die nur aus Freude an der Sache und mit dem Ziel, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, im Einsatz sind. Zusammen mit den zahlreichen lokalen, regionalen und internationalen Sponsoren ermöglichen sie unzählige Anlässe, die ohne freiwilligen Einsatz und finanzielle Unterstützung schlicht nicht möglich wären. Dies verdient höchste Anerkennung und grossen Dank.

Sport- und Kulturanlässe, sind wichtige Begegnungsorte. Hier treffen wir uns, hier freuen wir uns, hier leiden wir, hier tauschen wir uns aus, hier vernetzen wir uns, hier pflegen wir Beziehungen und schaffen Gemeinschaft. Hier erleben wir Heimat. Und mit diesen Heimatgefühlen kehre ich anderntags zurück in die Politik, gestärkt im Willen diese Heimat möglichst intakt zu halten. Das ist oft einfacher gesagt als getan. Denn immer öfter beeinflussen Faktoren unser Leben hier in der Schweiz, die wir nicht einfach selber und vor allem nicht alleine bestimmen können. Beispielsweise der Wohlstand. Dass unser Land so wohlhabend ist, verdanken wir sicher zu einem Teil unserer eigenen Kraft, aber auch der Intelligenz und dem Willen, unsere Produkte ständig zu verbessern. Das ist möglich, weil uns der Staat viel Eigenverantwortung überlässt und unseren Alltag weniger reglementiert als dies in anderen Ländern der Fall ist.

Ein ganz wesentlicher Teil unseres Wohlstandes beruht aber auch auf internationaler Kooperation. Rund die Hälfte der Produkte, die wir im eigenen Land herstellen, finden ihre Kunden im Ausland. Nicht ganz unlogisch, stammen unsere besten Handelspartner aus jenen Regionen, die am nächsten unserer Landesgrenze lieben. So exportieren wir gleich viel nach Baden-Württemberg wie nach China.

Grenzüberschreitender Handel bedingt aber auch grenzüberschreitende Handelsregeln. Deshalb hat der Bundesrat Ende letzter Woche der Kündigungsinitiative eine klare Absage erteilt und damit ebenso klar den Willen zu den bilateralen Verträgen bekräftigt. Zudem sagt er ja zum Rahmenabkommen, das nun seit einiger Zeit vorliegt, allerdings mit einem «aber». Das ist gut so, denn zwei, drei Punkte dieses Vertrags sind noch zu präzisieren, so etwa beim Lohnschutz. Ich jedenfalls bin überzeugt, dass wir mit der Grundlagenarbeit des Bundesrates, unseren Wohlstand werden bewahren können.

Wohlstand ist aber mehr als wirtschaftlicher Erfolg und Partnerschaften lassen sich nicht auf den Handel reduzieren. Partnerschaften verlangen auch, dass man grenzüberschreitende Probleme gemeinsam angeht. Damit meine ich Fragen der Sicherheit aber auch Fragen, die das Klima als wohl dringendste Herausforderung betreffen. Auch wenn wir flächenmässig nur ein kleines Land sind, können wir uns unserer weltweiten Verantwortung nicht entziehen. Genau wie unsere Wirtschaft international profitiert, kann sie zu einem besseren Klima beitragen. Ich werde mich also für eine griffige CO2-Gesetzgebung stark machen, wobei klar ist, dass Verbote wenn immer möglich zu vermeiden sind, respektive als ultima ratio zum Zug kommen. In der Politik braucht es für die Zielerreichung wie im Sport: Kraft, Köpfchen und Eleganz.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen, erholsamen und entspannten Sommer.

Damian Müller | Ständerat

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