Luzern Kapellbrücke

Solidarität zwischen Jung und Alt als Schlüssel zum Erfolg

  • 19. März 2018
  • 3 min Lesezeit
  • Jung und Alt
  • Solidarität

Unsere Lebenserwartung ist so hoch wie noch nie. Für uns alle ist dies ein Segen. Nie konnten wir unseren Lebensabend nach der Pensionierung so lange, so gesund und so aktiv geniessen und gestalten wie heute. Doch diese Errungenschaft bringt gewaltige gesellschaftliche Herausforderungen mit sich, denen wir uns stellen müssen. Besonders unter Druck gerät das Verhältnis zwischen den Generationen.

Die Veränderungen in der Arbeitswelt stellen für Jung und Alt völlig unterschiedliche Hürden dar. Unsere Berufe und die Kompetenzen, die wir dafür benötigen, sind heute ganz anders als noch vor 20 oder 30 Jahren. Anforderungen und Berufsbilder haben sich fundamental geändert. Ein Ende dieses Wandels ist nicht absehbar. Die Digitalisierung und Technologisierung werden unser Leben, unsere Arbeit und unsere Ausbildung weiter radikal umwälzen.

Junge Leute

Dieser Wandel verlangt von älteren Menschen weit mehr als von den Jungen, die bereits mit Internet und Smartphone aufgewachsen sind. Für viele ältere Arbeitnehmer gehen die Veränderungen einher mit der Angst, nicht mehr mitzukommen und abgehängt zu werden. Dass das zu Spannungen führt, erstaunt nicht. Ältere Arbeitnehmende sind denn auch überdurchschnittlich länger von Arbeitslosigkeit betroffen, der Wiedereinstieg ist für Ältere besonders schwierig. Gleichzeitig klagt die Wirtschaft über „Fachkräftemangel“.

Es gibt aber Lösungsansätze, die diese Entwicklungen entschärfen. Interessant scheint mir ein Vorschlag des Branchenverbands Swissmem: Die Lehre für Erwachsene. Ein Umschulungs-Pilotprojekt startet im nächsten Jahr, beteiligt sind auch namhaften Firmen wie die ABB. Die Erfahrungen damit werden zeigen, ob dieses Modell Zukunft hat.

Abgesehen von den unterschiedlichen Herausforderungen, welche die Digitalisierung für die verschiedenen Generationen bedeutet, gerät die Solidarität zwischen Jung und Alt auch bezüglich der Altersvorsorge und deren Finanzierung unter Druck.

Die Einstellung vieler jüngerer Menschen, nur noch für das zu bezahlen, was man selber konsumiert, ist für das Funktionieren der Gesellschaft als Ganzes Gift. Denkt man diese Haltung konsequent durch, wäre dies das Ende der öffentlichen Schulen, das Ende des öffentlichen Verkehrs, das Ende der Krankenkasse und der AHV. Mit dem Sozialstaat, der unsere Wohlstandsgesellschaft ermöglicht, ist diese Einstellung nicht zu vereinbaren. Ich verlange deshalb von uns Jungen, dass wir nicht nur die Vorteile unserer Wohlstandsgesellschaft nutzen, sondern uns auch bewusst machen, dass unsere Privilegien und unsere Freiheit mit Pflichten verbunden sind gegenüber unserem Staatswesen und unserer Gesellschaft.

Der Sozialstaat ist das Fundament dafür, dass die Schweiz zu den reichsten Ländern der Welt und unsere Bevölkerung gemäss jüngsten Untersuchungen zu den glücklichsten der Welt gehört. Wir Jungen müssen unseren Beitrag leisten, damit dieser Sozialstaat weiter bestehen kann – trotz demografischer Verschiebungen.

Denn die gesellschaftliche Alterung und der Geburtenrückgang schaffen in doppelter Hinsicht ein Problem: Einerseits fehlt der Nachwuchs in der Berufs- und Arbeitswelt. Andererseits fehlenden damit auch die Beitragszahler für unsere Sozialwerke.

Wenn immer mehr Menschen vom heutigen Topf leben, dieser Topf aber über die Lohnprozente nicht mehr gespeist wird wie früher, dann haben wir ein Problem. Deshalb müssen wir unsere Altersvorsorge dringend reformieren.

Gleichzeitig dürfen wir aber die Finanzierung der Sozialwerke, insbesondere der AHV, nicht einfach den Jungen überlassen. Solidarität zwischen Jung und Alt ist keine Einbahnstrasse und erfordert ein gegenseitiges Entgegenkommen und Zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang ist die Sanierung der AHV, die auf ein riesiges Loch zusteuert, besonders dringlich und erfordert Solidarität von Jung und Alt.

Im Sommer wird der Bundesrat eine Vorlage zur Sanierung der AHV ausarbeiten und dem Parlament präsentieren. Das Volk dürfte wieder das letzte Wort haben. Ich bin überzeugt, dass die dringend notwendigen Reformen nun gelingen können. Gefordert ist nicht nur die Kompromissbereitschaft der Parteien und Politiker, sondern auch die Solidarität zwischen den Generationen. Dies heisst konkret: wir werden einerseits nicht um eine Erhöhung der AHV-Einnahmen herumkommen. Andererseits werden wir aber auch einer Flexibilisierung und graduellen Erhöhung des Rentenalters nicht aus dem Weg gehen können. Junge und Alte müssen ihren Beitrag leisten. Dann wird unsere Altersvorsorge auch in Zukunft noch ein Erfolgsmodell sein.

Brief

Mit Offenheit und Kompromissbereitschaft in die Zukunft

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